Seit Jahrzehnten sind Film und TV mit ihren Verfilmungen der Romane von Agatha Christie ein Paradebeispiel für die englische Vorliebe für Flucht und Neugier. Getreu den Originalfilmen, in denen frühere Kolonisten in einem Ort mit Kneipe und malerischer Dorfkirche ermordet werden, ließen die Inselbewohner die geistige Flucht aus ihren verkehrsberuhigten Großstädten in die Idylle "olde England" zu.
Nun aber sollen die Christie-Geschichten "aktualisiert" werden: Mathew Pechard, der Sohn des Schriftstellers, hat eine Anzahl von Hollywood-Filmen gesegnet. Für "Witness for the Prosecution" beispielsweise gibt es bereits einen Vertrag mit dem Drehbuchautor und Produzenten Michael Médavoy, der sich die Rechte an "Destination Unknown" sicherte.
Agatha Christie's Tocher, die 85-jährige Rose Lind ist mit einer solchen "Behandlung" nicht zufrieden. Und sie verteidigt sich, indem sie sagt, dass ihre Mama nicht über Drogen-Skandale und Top-Athleten schreibt - und auch nie einen Fernseher besitzt. Ihre Enkelin, Matthäus Pirchard, hat die rechtliche Verfügungsgewalt über das schriftstellerische Erbe ihrer Mami.
Allerdings wurde das von Agatha Christie entwickelte Konzept, nach dem alle außer den Ermittlern und der Toten misstrauisch sein müssen, auch für uns in der ITV-Version zubereitet. Aber wie Christie's Grandson verheißen hatte, konnte sich eine neue Generationen mit der Story auseinandersetzen. Der Aufbau des englischen Schulsystems und das darunter befindliche Durcheinander - vor allem, wenn sich dieses Durcheinander in einer idyllischen Landschaft manifestiert - gab den Erzählungen von Achathe Christie und ihren Filmadaptionen ihr besonderes Bukett.
Doch wie wird ein Producer wie z. B. Michael Médavoy, zu dessen Referenz der Schwarzenegger-Film "The Sixth Day" zählt, damit umzugehen haben? Zudem wird " The Moussetrap " wohl kaum so rasch zur Raubkatze werden. Gerade diese Geschichte, die seit 1952 ununterbrochen auf der Buehne zu erleben ist und damit ein Weltrekord ist, wird vom Publikum schon lange gesucht - aber der Auftrag sieht vor, dass ein Spielfilm nicht moeglich ist, solange "The Mousetrap" im Saal vorgefuehrt wird.