Gleitsichtglas oder Linsen mit progressivem optischem Effekt haben eine stetige (möglicherweise nichtlineare) Erhöhung der Refraktionsleistung vom entfernten Teil über den sogenannten Verlaufskanal zum nahen Teil. In dem gezeigten Beispiel steigt der Brechungseffekt vom entfernten Teil zum nahen Teil geradlinig an. Es muss aus rein optischem Grund verhältnismäßig eng sein, so dass die Ausrichtung der Gleitsichtglaslinsen sehr wichtig ist und vom Augenoptiker sehr präzise vorzentriert werden muss.
Das Nahtmittelpunkt ist vorbestimmt und kann nicht wie bei den drehbaren bifokalen Linsen nachgestellt werden. Es ist wichtig zu wissen, dass jedes Gleitsichtgerät auf beiden Seiten der engen Verlaufszone große Sehfehler hat ( "Verzerrung", Hornhautverkrümmung, unterschiedliche Festigkeit und Achsrichtung). War die erste Gleitsichtglasgeneration, die vor vielen Jahren auf den Markt kam, noch mit erheblichen Abbildungsfehlern behaftet, so haben die Hersteller inzwischen Gleitsichtobjektive konzipiert, bei denen diese Bildgebungsfehler zwar deutlich reduziert, aber natürlich nicht ausbleiben.
Das grundlegende Anliegen bei der Konstruktion von Gleitsichtglas ist es, Verzerrungen bei starker horizontaler Betrachtung zu minimieren, was z.B. durch Anpassung des Kugelabstandes und des Nahbesprechungseffektes in den lateralen Unterkantenbereichen erreicht werden kann. Außerdem ist es das erklärte Entwicklungsziel von Gleitsichtglas, ein entferntes Teil zu schaffen, das für die Träger der Brille so problemlos wie möglich ist.
Bei Gleitsichtgläsern sind die beträchtlichen Hornhautverkrümmungen im Randbereich oft der Auslöser für die Unvereinbarkeit. Teilweise ist die Einstellung nie erfolgreich, vor allem dann nicht, wenn die Gleitsichtbrille nicht dauerhaft trägt und wenn Sie bei höherer Zugabe von einer gut verträglichen Gleitsichtbrille zu einer Gleitsichtbrille wechseln.
Das Problem bei Gleitsichtglas ist, dass der Unterschied zwischen Fern- und Nah-Referenzpunkt fixiert ist und aufgrund der Progressionszonenlänge meist grösser ist als bei Bifokalgläsern. Das heißt, der Gleitsichtgläserträger muss den Linsenkopf mehr anheben, um im Nahbereich ein scharferes Abbild zu erzielen als mit einer Bifokallinse.
Das Messen von Gleitsichtglassystemen auf dem Scheitelbrechungsindexmessgerät ist schwer und oft nicht mit höchster Präzision möglich. Damit eine Gleitsichtglasscheibe genau am Scheitelbrechungsindexmessgerät gemessen werden kann, muss man wissen, um welchen Hersteller es sich hierbei handelt. 2. Dies ist in der Realität oft nicht möglich, da der Betroffene in der Praxis meist nicht weiss, von welchem Hersteller seine Gläser sind.
Die Messung der Gleitsichtgläser ist dann jedoch entbehrlich, da die Messwerte dem Reisepass zu entnehmen sind. Ist nicht bekannt, um welchen Hersteller es sich hierbei handelte und ist eine klare Zuweisung anhand der Gravur auf dem Becherglas auch nicht möglich, so kann keine genaue Vermessung eines Floating-Viewing-Glases vorgenommen werden.
Theoretisch, manchmal auch praktikabel, ist es möglich, die für den Hersteller typischen Microgravuren auf der Vorderseite von Gleitlinsen zu finden (sofern sie nicht sehr veraltet sind und dadurch ihre Gravur durch Abnutzung verlieren ), manchmal auch eine Abkürzung für die Festigkeit der Beimischung. Sind der Hersteller und auch der Typ des Glases bekannt und die entsprechende Messvorlage vorhanden, so ist eine exakte Messung möglich; dies wird anhand eines Beispieles veranschaulicht.
Bei diesem Zeissglas liegt die Messstelle für den Abstand über der Glasmitte, die Messstelle für den prismatischen Effekt liegt in der Schlittenmitte, die Messstelle für die Annäherung ist darunter gezeichnet. Der Rundgravuren kennzeichnen die Waagerechte des Glasses und den Meßpunkt für das Winkelprisma und zeigen mit Abkürzungen die Festigkeit der Beimischung.
Bedauerlicherweise muss man sich in der Realität bei fehlenden Daten oft mit Schätzwerten für Gleitsichtglas auseinandersetzen.