Gustav von Habsburg: (Hrsg.) Faberge - Cartier. Konkurrenten am Hof des Zaren. Ausstellungskatalog zur Schau in der Münchner Galerie der Hypo-Kulturstiftung (28.11.2003 - 12.4.2004), München: Im Jahr 2003,
Die Kreationen der beiden Häusern Cartier und Fabergé sind nun nicht mehr nur du mauvais gott, sondern auch der Stachel, der dem Gourmet einen kleinen Raum des absoluten Feinschmeckers zwischen Fäule und Genießbarkeit gibt. Auch die St. Petersburg Jahre zwischen 1900 und 1917, denen die Münchener Hypo-Kunsthalle "Cartier - Fabergé: Rivals at the Tsar's Court" widmet, befinden sich in diesem Grenzgebiet.
Die europäischen Designs mussten nur noch edler, grösser und prächtiger für den chinesischen Absatzmarkt gemacht werden. Das Unternehmen war das einzige führende Unternehmen der Welt mit Sitz in St. Peterburg. Der 1885 von Kaiser Aleksandr III. zum Hofschmuckmacher ernannte Fabrikant war damit in der damaligen Zeit in der Adelsgeschichte Russlands gut etabliert und kannte deren Wünschen und Schwachstellen.
Besondere Geschicklichkeit zeigte er bei der Auswahl seiner vorwiegend nordischen Vorarbeiter, denen er große Freiheit gab. Dagegen war Cartier nur kurz in St. Peterburg vertreten und stützte sich stark auf sein Pariser Hauptquartier, wo er mit aufsehenerregenden Werken aus Silber und Karo im Louis-XVI-Stil auftrat.
Was den besonderen "russischen Touch" betrifft, so hat Cartier seine Erzeugnisse durch geschickte Nachahmung den Produkten von Fabergé verwirrend ähnlich gemacht - oder sie als "Cartier" leicht raffiniert anbieten lassen. Das Wirken der Cartier-Vertreter wird durch eine Vielzahl von Dokumenten im Kataloganhang (438 - 448) dokumentiert.
Das " Utensil " dagegen ist in einem würzigen, verweichlichten Ludwig XVI. gestaltet der den Weg zum Gerüst schon ziert hatte. Gerade diese dramatische Ignoranz, die den hohen Adel Russlands in seinem vergangenen Jahrhundert bis auf wenige Ausnahmefälle vernebelt hat, wird durch das materielle und farbige Erscheinungsbild der Gegenstände fast infantil.
Doch erst zu später Stunde wurden die Erzeugnisse ernster: Das von vier Handgranaten getragene Imperial War Easter Egg von 1916 wurde in poliertem Edelstahl inszeniert. Die fröhliche Tierwelt wird nun durch - nicht weniger exotische - mutige Volksvertreter ergänzt: ein fromme Wallfahrer, der mit rauen Löffelhänden (Halbedelsteine, Silberschmuck, Goldschmuck, Emaille) an Raschputin erinnert, eine Bäuerin mit Käsetöpfen (Halbedelsteine, Silberschmuck, Saphire) oder sogar ein mutiger Reserveoffizier im gruenen Kleid, der einen Stern (1915, Ophikalzite, Silettenstein!) beleuchtet.
Im Gegensatz zu den USA, deren Fleischpacker-Dynastien die legitimen Nachfolger der sowjetischen Grundbesitzer waren und wo man heute noch Fabergé-Produkte im Geschäft in der Nähe von Berlin erwerben kann, war man hier auf dem Land nur noch Zuschauen. Mit der ersten Fabergé-Ausstellung 1986-87[1] (auch in der Hypo-Kunsthalle) gelang es jedoch, den " Fabergé-Bazillus " (Fürst von Hohezollern, Einleitung des Katalogs 1986/87) durch die Aktivierung des Innenrussischen des Münchner Edelkünstlers nach Abschaltung des Geschmacksimmunsystems auf das einheimische Publikum auszubreiten.
Der Großteil der Einreichungen stammt von der Künstlerin selbst. Mit ihren hartnäckigen Entwürfen lässt die Fürstin die kaiserliche Einheitlichkeit der Produkte Russlands weit hinter sich.
Die ungewöhnlichen Aufträge, die in der Regel das ganze Jahr dauerten, ließen die Meister von Faberge in ihren Gesichtern schwitzen. Dieses Märchen, das Märchen, das Marcel Romano P. Romano P. Romano P. H. Proust erfunden haben könnte, ist für die ganze Menschheit, die mit dem Tod von Faberge endete, ein Vorbild. Was blieb, sind Unternehmen wie Cartier und Bacheron - oder deren Name, heute mehr ein Statussymbol für mittelständische Mitarbeiter und IT-Absolventen.
1 ]: Gabriele von Habsburg: Fabrik - Hofjuwel der Kaiser. Messekatalog München, Hypo-Kulturstiftung, organisiert von Bayern. Landesmuseum, 1986-87. München 1986.