Wer hier lesen will, um Weisheit wie "rosa Farbtöne erhöhen die Tiefenwahrnehmung" und ähnliches zu bekommen, muss enttäuscht werden: Sonnenbrillen gibt es in nahezu allen Regenbogenfarben. Die meisten Farbtöne - es gibt sehr professionelle Tische - sollen Spezialeffekte haben (mit mehr oder weniger Berechtigung).
Eine Sonnenbrille in den Farben goldgelb bis bernsteinfarben erhöht den Farbkontrast. Das kurzwellige (blaue) Streulicht wird von ihnen absorbiert und hat einen großen Teil des Streulichtes, das vor allem bei bewölktem Himmel die Umgebung als kontrastreduzierender Lichtvorhang bedeckt. Die kontrastfördernde Eigenschaft ist staatlich bestätigt - für bestimmte Augenkrankheiten sind spezielle, vergilbte Brillengläser auch verordnungsfähig.
Mit anderen Farbtönen kann man nicht umhin, den Anschein zu erwecken, dass die Vorstellungskraft eine wichtige Funktion bei der Beschreibung der Situation hat. "Hmm, Blau Sonnenbrille. Eine Sonnenbrille? Nun, zum Beispiel, sie erhöhen die Raumwahrnehmung...." Möglicherweise hat jemand den objektiven Anschein, diese oder jene Farbe mit der einen oder anderen besser zu deuten.
Es gibt jedoch keinen objektiven Beweis dafür, dass farbige Sonnenbrillen über kontrastverstärkende Gelb- und Bernsteintöne hinaus in jeder Lebenslage einen klaren Vorzug haben. Doch das wurde in einer ernsthaften Vergleichsstudie nie erforscht. Oder besser gesagt, die beeindruckenden Resultate solcher möglicherweise durchgeführter ernsthafter Vergleichsstudien wurden nicht publiziert (aber das wäre untypisch....).
Allerdings haben farbige Farbtöne natürlich einen Nachteil: Sie verzerren die Farbe der Umwelt mehr oder weniger sehr. Es gibt auch dazu nicht viele Angaben, aber diese kleine Australierstudie aus dem Jahr 2009 belegt zum Beispiel, dass die grünen, gelben, gelbgrünen und rotbraunen Gläser mehr oder weniger verheerende Auswirkungen auf die bereits beeinträchtigte Fähigkeit von Menschen mit Farbsehstörungen haben, schnell und präzise auf die roten, gelben und grünen Ampeln zu reagieren, verglichen mit ungetonten oder grauen Gläser.
Natürlich hatten sie weniger Schwierigkeiten mit den Farblinsen - aber etwas öfter lagen sie auch falsch, wenn die Farbe der Farbe der zu detektierenden Signale nahe kam. Eine Linse mit grüner Färbung zeigt nicht, ob der grünliche Farbauftrag erreicht wird, weil die Linsen hauptsächlich Rotlicht aufnehmen (und somit in der komplementären Farbe grÃ?n erscheinen) - oder indem sie auch rotes, rotes, gelbes und/ oder blaues, also grÃ?nes und somit grÃ?nes licht durchlassen.
Das können Sie natürlich auch mit unseren Sonnenbrille-Objektiven annehmen. Lustig: Schon im 19. Jh. war ganz Deutschland auf farbig getönte Brillengläser fixiert - und das war geradezu blau!