Fielmann spricht viel über die Vorgeschichte. Immerhin war er der erste, der zum Preis der POS-Rahmen ansprechende Modelle anbot. Dann sagt der Entrepreneur und Milliardäre viel weniger über einen weiteren Punkt: Fielmann hat nicht die Zeit, in den Online-Handel einzusteigen. "Nur wenn die Kontrolle und Messung der Sehschärfe im Internet möglich ist, wenn Einstellungen und Zentrierung im Internet erfolgen, ist das für uns eine Option", so Fielmann.
Fielmann will auch nichts über eine Verbindung von Online-Verkauf und In-Store-Beratung von Wettbewerbern wie z. B. Mr. Spex or Eyes and Morse wissen. "Fielmann: Ich bin kein Wahrsager", so Fielmann. Zum einen der Marktleader Fielmann und eine große Anzahl von rund 11.900 zumeist kleinen Optikern, von denen viele den Online-Verkauf von Brillen als handwerklichen Betrug oder jedenfalls als einen sehr skeptischen Blick empfinden.
Die Lobby-Organisation, der Hauptverband der Optiker, hat in ihrem Geschäftsbericht soeben errechnet, dass der Online-Handel im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 225 Mio. EUR erzielt hat. Damit liegt der Umsatzanteil von vier Prozentpunkten am Gesamtumsatz der Branche bei 5,8 Mia. Das Online-Wachstum betrug im Jahr 2007 nur sieben Prozentpunkte - gegenüber 30 Prozentpunkten im Vorjahr.
Das Spektrum der Varianten ist groß: Es erstreckt sich von Lieferanten wie z. B. der Firma Brill24, die ausschließlich auf das Medium des Internets als Vertriebskanal setzt, bis hin zu Augenoptikern, die mit einem Online-Händler zusammenarbeiten. Im vergangenen Jahr wuchs der Handel mit klassischer Brille um knapp vier Prozentpunkte, wobei der Online-Handel ein hohes zweistelliges Wachstum verzeichnete. Solche Gläser sind im Schnitt viermal teurer als Einstärkengläser.
Auch Fielmann selbst hat im vergangenen Jahr alle eigenen Bestmarken durchbrochen. In den rund 700 Märkten und der Eigenproduktion stieg der Umsatz um sechs Prozentpunkte auf 1,3 Mrd. EUR. Insbesondere das Auslandgeschäft, etwa in Richtung italienische und schweizerische Länder, nahm zu. Auch das Ergebnis vor Ertragsteuern stieg um sechs Prozentpunkte auf 240 Mio. EUR, so dass nach Abzug der Ertragsteuern rund 171 Mio. EUR verbleiben.
Von diesem Betrag wird der Unternehmensverbund insgesamt 147 Mio. EUR an die Anteilseigner ausschütten. Anstelle von 1,60 EUR sind für das Jahr 1,75 EUR je Stückaktie zu zahlen. Fielmann und seine Familien halten rund drei Viertel der Aktien. Das Ergebnis vor Ertragsteuern lag im ersten Halbjahr mit 54 Mio. EUR um 14% unter dem Vorjahreswert.
Die Umsätze und Mengen lagen nur auf dem Niveau des Vorjahres. Einer der Gründe für Fielmann war, dass ein Tag des Verkaufs wegen Ostern abgesagt werden musste. Zusätzlich hätten sich Wechselkurseffekte des Euros gegenüber dem schweizerischen Franc und dem Dollarkurs ausgewirkt. Fielmann hat das Medium des Internets bereits in einem Gebiet entdeckt: So entwickelte dessen Tochter Markus Fielmann den Vertrieb von Contactlinsen über eine Applikation und führte ihn zunächst in Deutschland ein.
Wahrscheinlich war der Konkurrenzdruck zu groß: Immerhin werden bereits 40 % der Linsen über das Netz vertrieben.